Mal ehrlich: Gesichter zu zeichnen ist schwierig. Das klappt nicht einfach so.
Zum Glück bieten dir Sketchnotes massive Vereinfachungen – sodass du praktisch in Sekundenschnelle verschiedene Charaktere und Emotionen auf dein Papier bannen kannst.
Ich zeige dir jetzt die besten Tricks, um einfach Gesichter zu zeichnen. Aber auch die anatomischen Leitlinien, die oftmals den Unterschied ausmachen.
Inhaltsverzeichnis
Gesichter als Mittel zum Zweck
Kurz zur Erinnerung: Wir wollen keine künstlerisch ausgestalteten Gemälde zeichnen. Beim Sketchnoting sind unsere Symbole stets ein Werkzeug.
Und wofür brauchen wir Gesichter? Natürlich um Emotionen auszudrücken! Aber auch, um zu personifizieren oder einen Speaker zu visualisieren.
Und weißt du was? All das ist mit wenigen Strichen möglich. Im Extremfall reichen dazu bereits zwei Punkte und zwei Striche. Die einfachsten Grundstriche aus dem visuellen Alphabet.
Na, kannst du dich in die Emotionen hineinversetzen? Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie mächtig die Position der Augenbrauen wirkt.
Der Hintergrund ist schnell erklärt: Unser Gehirn besitzt einen eigenen Bereich für die Gesichtserkennung (genannt Fusiform Face Area). Durch die holistische Verarbeitung reichen schon wenige Striche aus – fehlende visuelle Informationen ergänzt unser Gehirn automatisch.
Soweit zu gut! Aber etwas spezifischer dürfte es für unsere Sketchnotes schon sein, oder? Dazu ergänzen wir einen weiteren Strich: Den Mund.
Erste Differenzierungen unserer Sketchnotes-Gesichter
Gleiche Augenbrauen-Augen-Paare können unterschiedliche Emotionen widerspiegeln. Der Mund sorgt dafür, dass wir die Emotionen eindeutig zuordnen können.
Dreimal der gleiche Blick – aber verschiedene Gefühle. Nur zur Sicherheit, meine Einschätzung dazu:
- Der Erste ist einfach richtig froh, hier zu sein.
- Kandidat Nummer zwei ist heute etwas traurig.
- Und bei der Drei war das letzte Bier wohl schlecht…
In diese Basis-Konstellation können wir auch etwas Struktur bringen – mit einer einfachen Gesichter-Matrix. Das ist nichts anderes als eine Übersicht der verschiedenen Kombinationen aus Augenbrauen und Mündern.
Jetzt haben wir aus den wenigen Strichen schon richtig viele Gesichter herausgeholt! Da ist natürlich noch einiges mehr möglich.
In meinem Sketchnotes Onlinekurs gehen wir tiefer ins Detail und benennen natürlich die einzelnen Gefühle und Emotionen. Und das Wichtigste: Du kommst sofort in die praktische Umsetzung.
Warum so kopflos?
Einfache Gesichter kannst du jetzt sicher zeichnen. Aber das ist natürlich erst der Anfang!
Mal abgesehen von der fehlenden Nase brauchen wir zumindest eine Kopfform, um einfache Charaktere zu erschaffen. Und genau die fügen wir jetzt hinzu.
Das ist auch der Moment, indem wir die klassischen anatomischen Grundlagen im Hinterkopf (*Wooortspiel*) haben sollten.
Um das Volumen des Hirnschädels zu bestimmen, zeichnet man ein Rechteck mit dem Seitenverhältnis 2:3. Dann teilt man die Länge in drei gleiche Abschnitte und schlägt einen Kreis mit dem Radius von einem Drittel der Länge. Der Durchmesser entspricht der größten Schädelbreite. Das Grundvolumen des kleineren Gesichtsschädels…
Quelle: https://www.medien.ifi.lmu.de/lehre/ws1011/zsk/ZSK_Anatomie.pdf
Hast du gedanklich auch schon abgeschaltet? Gut, ich auch. Lass uns das visuell abarbeiten und dabei direkt einige Vereinfachungen in Sketchnotes-Manier vornehmen.
Den kompletten Kopf Schritt für Schritt zeichnen
Wir starten mit einem Oval, um uns dem genannten Rechteck mit dem Seitenverhältnis von 2:3 anzunähern.
Tatsächlich ist die Grundform für uns gar nicht so entscheidend – auch mit Kreisen, Rechtecken oder Dreiecken können wir eine Kopfform visualisieren.
Die Augen platzieren wir in der vertikalen Mitte. Da uns das Gesicht frontal anschaut, zeichnen wir die Augen im gleichen Abstand zur vertikalen Achse.
Theoretisch ist der Kopf fünf Augen breit und zwischen zwei Augen ist der Abstand ungefähr ein Auge breit. Da wir nur mit Punkten arbeiten, reicht hier eine grobe Schätzung.
Die Augenbrauen zeichnest du direkt über die Augen.
Es folgt das dritte Grundelement: Der Mund. Grob gesagt positionierst ihn knapp unterhalb der Mitte zwischen Augen und Kinn.
Anders gesagt: Im oberen Bereich des unteren Viertels (zugegeben, dass muss man auch zweimal lesen).
Der Mund ist ungefähr so breit wie der Abstand der beiden Augen (in diesem Fall die Pupillen).
Nicht schlecht, oder? Mit diesem Gesicht kannst du in deinen Sketchnotes schon sehr viel machen (und auch Menschen zeichnen).
Doch lass uns das Gesicht ruhig noch etwas abrunden. Dazu zeichnen wir als nächstes eine Nase.
Oder besser gesagt: Eine Art Nasenspitze. Mehr brauchen wir nicht, um die Nase zu visualisieren.
Die Faustformel lautet hier, dass die Nasenunterseite in der Mitte von Augenbrauen und Kinn liegt.
Eigentlich gilt es hier zu Dritteln: Von Haaransatz bis Augenbrauen, zu Nasenunterseite und dann zum Kinn. Da wir aber (noch) keine Haare haben, reicht die gedankliche Halbierung.
Damit unser freundlicher Kollege auch etwas hören kann, verpassen wir ihm jetzt noch ein paar Ohren!
Die Oberseite des Ohrs beginnt ungefähr auf Augenhöhe und endet etwa an der Nasenspitze. Die Ohren sind, frontal betrachtet, also fast so lange wie die Nase.
Und schon haben wir ein richtiges nettes, relativ neutrales Gesicht! Die perfekte Basis für alles Weitere.
Falls du auch detaillierte Zeichnungen von Gesichtern machen möchtest, braucht es natürlich viel mehr Arbeit, Zeit und Übung. Aber: Die Grundlagen sind fast identisch.
Hast du die Hintergründe einmal verinnerlicht, werden deine Sketchnotes-Figuren noch authentischer.
Schauen wir zum Abschluss dieses Kapitels doch auch noch einmal auf unsere anderen Grundformen:
Die nächsten Schritte
Diese Sketchnotes-Gesichter sind natürlich nur eine Basis. Als nächstes geht es darum, individuelle Charaktere zu entwickeln und durch einfache Perspektiven etwas Abwechslung in die Zeichnungen zu bekommen.
Wenn dir die Anleitung gefallen hat und du Lust auf eine Erweiterung hast, schreib es gern in die Kommentare! Genau wie Fragen oder allgemeines Feedback. 🙂
Bei den 3 Gesichtern mit nur Augen, Brauen und Mund würde ich das Gefühl mit : was soll ich tun? beschreiben